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DIE PHYSIKER

Badische Neueste Nachrichten, 27.2.2024

"Bei der ausverkauften Premierenvorstellung gab es langen Applaus. Das Interesse am Stück ist offenbar groß: Die ersten 14 Vorstellungen bis Mitte März sind nahezu ausverkauft, ab Mitte April gibt es weitere Termine. Vor allem bei der technischen Bühnenausstattung fährt die Produktion unter der Regie von Martin Kindervater viele Raffinessen auf. Es gibt Videoprojektionen auf Wände und Flachbildschirme, eine Nebelmaschine und viel stimmungsvolles Lichtdesign, das gegen Ende des Stücks die Herrin des Ganzen – nämlich die Klinikleiterin, nuancenreich gespielt von Jeanne-Marie Bertram – hinter Gazestoff wie einen digitalen Avatar erscheinen lässt. Die Inszenierung deutet damit eine Neuinterpretation an: Angesichts der globalen atomaren Bedrohung kann nicht nur eine einzelne „Verrückte“, sondern auch die „Künstliche Intelligenz“ neue Technologien zur Weltzerstörung pervertieren."

"Dürrenmatts Verwechslungskomödie handelt von einem Physiker (Nico Herzig), der sich „verrückt“ stellt, um so seine Forschungsarbeit, die bei falscher Nutzung die Menschheit ausrotten könnte, vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Deshalb begibt er sich in eine Klinik, wovon zwei Geheimdienstler (Hadeer Hando und Matthias Pieper) mitbekommen, die sich – ebenfalls unter Vortäuschung psychischer Erkrankung – einweisen lassen. Von alldem bekommen die Krankenschwestern Wind und werden nacheinander ermordet. Jene Puppe, die anfangs von der Theaterdecke fliegt, ist bereits Leiche Nummer zwei. Den dramaturgisch genialen Spannungsbogen des Stücks hält die Inszenierung bestens. Auch gelingt ihr die Darstellung von zehn Figuren mit einem fünfköpfigen Ensemble (zu den Genannten gesellt sich noch Sophie von Grudzinski)."


junge bühne, 26.2.2024

„Zudem trägt die Videoprojektion von Hanna Green zum letztendlichen Kniff und vollen Verständnis der Inszenierung von Regisseur Martin Kindervater bei, was zunächst nur sehr subtil im Laufe des Schauspiels eingefädelt wird: Es handelt sich bei der Chefärztin Dr. Mathilde von Zahnd um eine KI. Eine mögliche Bedrohung und damit verbundene noch unerforschte Tragweite durch Künstliche Intelligenz wird damit zum Zentrum der Inszenierung. Eine Macht dessen Auswirkungen wie im Falle des Besitzes der Weltformel nicht abschließend vorauszusehen sind. 

Wie geschickt Kindervater mit den wenigen Schausteller:innen umzugehen weiß, zeigt sich auch in der Besetzung des Ensembles. In der Doppelrolle der liebenden Krankenschwester Monika Stettler sowie dem überaus skeptischen Kriminalinspektor Voss glänzt Ensemble Neuzugang Sophie von Grudzinski. Auch Matthias Pieper in der Hauptrolle des „etwas verschlafenen“ Einstein und Kurzauftritten als Oberschwester Marta Boll und Jörg-Lukas Rose überzeugt. Hadeer Hando in der Doppelrolle des Newton und Frau Missionar Lina Rose zeigt sich charmant und einfallsreich. Im Fokus des Ensembles stehen die beiden solo besetzten Rollen der Dr. Mathilde von Zahnd, gespielt von Jeanne-Marie Bertram sowie der von Nico Herzig verkörperte Physiker Johann Wilhelm Möbius. Bertram vermag es die KI-gesteuerte Zahnd durch ihr authentisches Spiel einer unauthentischen Figur zu verstehen. Nico Herzig bezwingt meisterhaft den inneren Zwist von Möbius, sowohl im Liebesspiel mit Schwester Monika als auch in seinem Dasein als Erfinder der begehrten Weltformel. 

In einer Zeit, in der in Deutschland über die Frage diskutiert wird, ob die Stationierung nuklearer Waffen im eigenen Land nun doch unabdingbar ist, sich die Fronten zwischen Westen und Osten eher vergrößern als verringern und sich der Angriffskrieg auf die Ukraine zur Premiere der „Physiker“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe traurigerweise fast exakt zum zweiten Mal jährt, brauchen wir solche Stücke, um uns auf die Grundfragen zurück zu besinnen: Wie und wofür tragen wir als Gesellschaft Verantwortung?“


Termine

Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit sind geplant.

Zur Zeit liegen keine Termine vor.

Besetzung

Fräulein Dr. Mathilde von ZahndJeanne-Marie Bertram
Kriminalinspektor Voß / Krankenschwester Monika Stettler / Missionar Oskar RoseSophie von Grudzinski
Herbert Georg Beutler, genannt Newton / Frau Missionar Lina RoseHadeer Hando
Ernst-Heinrich Ernesti, genannt Einstein / Oberschwester Marta Ball / Jörg-Lukas RoseMatthias Pieper
Johann Wilhelm MöbiusNico Herzig
 
RegieMartin Kindervater
Bühne & KostümeAnne Manss
VideoHanna Green
DramaturgieMona vom Dahl
TheaterpädagogikLorena Juric-Blazevic